In den Jahren 2017 und 2018 mussten die Gerichte im Aargau je rund 1000 Dolmetscherinnen und Dolmetscher für eine Gerichtsverhandlung aufbieten. Den Gerichten stehen mehr als 100 Dolmetscher zur Verfügung. Nicole Payllier, Leiterin Kommunikation der Gerichte Kanton Aargau, erklärt, was es braucht, um bei Gerichtsverhandlungen als Dolmetscher zu arbeiten.

Welches sind die Voraussetzungen, um als Gerichtsdolmetscher arbeiten zu können?

Nicole Payllier: Ein Dolmetscher muss einwandfrei übersetzen – dies ist Voraussetzung für eine faire Verhandlung und die Rechtssicherheit. Er muss selbstverständlich die deutsche sowie die zu übersetzende Sprache beherrschen, dies auf Niveau Muttersprache. Ein juristischer Wortschatz ist von Vorteil, ebenso ein Verständnis für die betreffende Kultur. Persönlich muss er ein ausgezeichnetes Kurzzeitgedächtnis haben, belastbar, vertrauenswürdig, unparteiisch und zuverlässig sein.

Was sind die Schwierigkeiten und Gefahren, wenn ein Prozess übersetzt werden muss?

An der Verhandlung ist sicherzustellen, dass sich der Dolmetscher und die fremdsprachige Person verstehen und richtig übersetzt wird. Während der Verhandlung beobachten die Richterinnen und Richter die Übersetzung. Kommt der Eindruck von Unstimmigkeiten auf, muss nachgefragt werden. Dies kann beispielsweise der Fall sein, wenn ein kulturelles Missverständnis naheliegt oder Informationen über spezifische Gewohnheiten eines Kulturkreises erforderlich sind. Daher sind unter anderem auch Mimik, Stimme und Körpersprache der fremdsprachigen Person und des Dolmetschers zu beobachten.

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